
Corona-Pandemie: Auch ein Stresstest für den Wohnungsmarkt (PDF, 621 KB, Datei ist barrierefrei)
Aufgrund der deutlichen Zunahme von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit können Mieter und Eigentümer von Wohnimmobilien schnell in eine finanzielle Schieflage geraten. Schließlich machen Wohnkosten, also fixe Mietzahlungen (bei Mietern) bzw. Zins- und Tilgungszahlungen (bei Eigentümern) sowie Nebenkosten wie Strom und Heizung, den mit Abstand höchsten – und in Zeiten der Krise sogar steigenden – Anteil der monatlichen Ausgaben von Haushalten aus. Diejenigen rund 10 Millionen Haushalte, die über keine finanziellen Rücklagen verfügen, leiden besonders unter den Folgen von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Mieterhaushalte ohne Rücklagen im Schnitt ab einem Verlust des Haushaltseinkommens von 100 Euro pro Monat finanziell durch Wohnkosten überlastet bzw. ab einem Verlust von 400 Euro sogar stark überlastet werden. Auch Eigentümerhaushalte ohne Rücklagen sind betroffen: Hier tritt eine Überlastung ab 450 Euro Verlust ein. Selbst diejenigen Mieterhaushalte, die über finanzielle Rücklagen verfügen, sind ab einem Verlust von 400 Euro überlastet. Haushalte in Großstädten sowie in kleineren Stadt- und Gemeindetypen sind im Ergebnis gleichermaßen bedroht. Wie viele der Haushalte am Ende durch die Folgen der Corona-Krise in eine Überlastungssituation kommen werden, ist freilich im Moment noch nicht absehbar.
In Anbetracht wenig optimistischer gesamtwirtschaftlicher Prognosen ist nicht von einer schnellen Erholung der finanziellen Situation von Haushalten auszugehen. Da eine über mehrere Monate hinweg anhaltende Wohnkostenüberlastung häufig eine Quelle für die Ver- und Überschuldung von Haushalten darstellt, sollte die Bundesregierung diese Entwicklung im Blick behalten und, wenn nötig, weitere geeignete Maßnahmen zum Schutze von Mietern und Eigentümern prüfen.

Maßnahmen für eine zukunftsgerechte Naturgefahren-Absicherung (PDF, 977 KB, Datei ist barrierefrei)
Die UN-Klimakonferenz von Madrid ist Mitte Dezember 2019 vorübergegangen – und der globale Klimawandel schreitet unbeeindruckt voran. Dessen Folgen machen sich zunehmend auch in Deutschland bemerkt: Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser haben spürbar zugenommen und können überall in Deutschland auftreten. Häufiger auftretende Unwetterschäden und steigende finanziellen Belastungen durch Unwetterschäden sind die Konsequenz. Experten sind sich darin einig, dass die Bevölkerung besser vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden muss, und sich auch selbst besser schützen muss. Neben der zentralen Frage: „Wie schützen wir das Klima?“ wird sich die Politik in Zukunft verstärkt mit der Frage beschäftigen müssen: „Wie schützen wir uns vor den Folgen des Klimawandels?“
Im Sinne einer zukunftsgerechten Naturgefahren-Absicherung wird die Durchführung der folgenden Maßnahmen vorgeschlagen:
- Einführung einer verpflichtenden „Katastrophen“-Versicherung für Wohngebäude
- Fördermaßen für Wohngebäude bezüglich Prävention und Build Back Better in der Resilienz-Strategie des Sendai Rahmenwerks verankern und an die Vereinten Nationen berichten
- Naturgefahren verstärkt im Baurecht berücksichtigen
- Starkregenrisiko systematisch für ganz Deutschland erfassen
- Informationen über Naturgefahren evidenzbasiert, transparent und leicht verständlich gestalten
Der Policy Brief bezieht die Ergebnisse zweier Expertisen mit ein, die der SVRV in Auftrag gegeben hat: „Kommunikationsproblem Naturgefahren: Wie lassen sich Hochwasserrisiken transparent und verständlich darstellen?“ von Nadine Fleischhut (Forschungsbereich Adaptive Rationalität, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin und Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung; Berlin und Offenbach) und Mirjam A. Jenny (Harding-Zentrum für Risikokommunikation, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin) sowie „Institutionenökonomischer Vergleich der Risikotransfersysteme bezüglich Elementarschäden in Europa“ von Reimund Schwarze (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig).

Institutionenökonomischer Vergleich der Risikotransfersysteme bezüglich Elementarschäden in Europa (PDF, 1150 KB, Datei ist barrierefrei)
Die Lage der Versicherung von Elementarschäden in Deutschland bleibt aus Sicht der Verbraucher und der Volkswirtschaft defizitär: Jedes zweite Gebäude in Deutschland ist nicht gegen Naturgefahren versichert, obwohl Naturgefahren heute eine flächendeckende Gefahr für unser Land darstellen. Vor diesem Hintergrund stellt die Studie die Frage, ob das deutsche System einer freiwilligen Versicherung gegen Naturgefahren heute noch zeitgemäß ist. Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt, wie durch abgestufte Formen einer Regulierung des Versicherungsmarkts zwischen obligatorischem Deckungseinschluss und Pflichtversicherung eine flächendeckende und zugleich effiziente und bezahlbare Versicherung mit Präventionsanreizen möglich ist.

Kommunikationsproblem Naturgefahren: Wie lassen sich Hochwasserrisiken transparent und verständlich darstellen? (PDF, 9499 KB, Datei ist barrierefrei)
In Anbetracht immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse ist für die Bevölkerung eine adäquate Einschätzung des eigenen Naturgefahrenrisikos von wachsender Bedeutung. Nur wer das eigene Risiko kennt und versteht, ist grundsätzlich in die Lage versetzt, Schäden durch Naturgefahren vorzubeugen – sei es durch Abschluss einer Versicherung oder Ergreifen geeigneter präventiver Maßnahmen. Am Beispiel des Hochwasserrisikos macht die Studie jedoch deutlich, dass Laien ihr eigenes Risiko häufig falsch einschätzen. Aufbauend auf neuesten Erkenntnissen aus der Risikokommunikations-Forschung (Stichwort: Boosting) entwickeln die Autorinnen Entwürfe für Kommunikationstools, mithilfe derer sich Laien transparent und leicht verständlich über ihr individuelles Hochwasserrisiko informieren könnten.

Verbrauchergerechtes Scoring (PDF, 3454 KB, Datei ist barrierefrei)
In immer mehr Lebensbereichen kommen Algorithmen zum Einsatz, die Verbraucherinnen und Verbraucher bewerten, ihr Verhalten vorhersagen und ihre persönlichen Eigenschaften ermitteln wollen. Solche Scoring-Algorithmen entscheiden zum Beispiel darüber, wer auf Kredit kaufen und wer nur auf Vorkasse bestellen darf. In der Kfz-Versicherung begegnen uns Scoring-Verfahren in der Form von Telematik-Tarifen. Scoring-Algorithmen beurteilen hier das Fahrverhalten und bestimmen mit darüber, wie teuer der Versicherungsschutz für den Autofahrer ist. Viele Krankenversicherungen vergeben für bestimmte Verhaltensweisen ihrer Versicherten einen Bonus.
Diese Scoring-Verfahren sind Gegenstand des Gutachtens „Verbrauchergerechtes Scoring“, das der SVRV im Oktober 2018 vorgelegt hat.
Im Auftrag des SVRV hat die infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt, die bei über 2.000 Teilnehmern Wissen und Wertungen zum Thema Scoring ermittelt hat. In das Gutachten flossen weiterhin die Ergebnisse einer Studie zu „technischen und rechtlichen Betrachtungen algorithmischer Entscheidungsverfahren“ ein, die die Gesellschaft für Informatik e.V. im Auftrag des Sachverständigenrates erstellt hat.
Im Zusammenhang mit der Erstellung des Gutachtens sind Working Paper zum „Verbraucher-Scoring aus Sicht des Datenschutzrechts“ und zur „Dokumentation einer empirischen Pilot-Studie zum Wissen über und zur Bewertung von Verbraucher-Scoring“ entstanden.
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Dokumentation einer empirischen Pilot-Studie zum Wissen über und zur Bewertung von Verbraucherscoring (PDF, 542 KB, Datei ist barrierefrei)
In diesem Diskussionspapier wird die Durchführung einer Pilotstudie zum Thema „Wissen über und Bewertung von Verbraucher-Scoring“ beschrieben. Die Pilotstudie untersucht das Wissen bezüglich der Merkmale, die bei bereits bestehendem Verbraucher-Scoring, nämlich dem Bonitäts-Scoring, herangezogen werden, sowie die Bewertung neuartiger bzw. potenziell zukünftiger Scoring-Entwicklungen in den Bereichen Kfz-Versicherung, Gesundheit und ein alle Lebensbereiche umfassendes soziales Bürger-Scoring, analog dem chinesischen Sozialkreditsystem. Die Pilotstudie wurde als Gruppentestung in einem Berliner Kinosaal mit einer formal überdurchschnittlich gebildeten Stichprobe durchgeführt. Als Intervention diente ein Film, der ein fiktives Bürger-Scoring illustrierte. Die gewonnenen methodischen Erkenntnisse wurden für die Konzeption einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung genutzt (infas, 2018), deren Ergebnisse in das Gutachten „Verbrauchergerechtes Scoring“ des Sachverständigenrats eingeflossen sind.